Ofi sagt: Dit is ja’n Ding – Elfchen in Velten! Ein winterlicher Streifzug mit Storch, Schaufenster & ’ner Prise Postromantik

Na, liebe Leutchen – ick sach mal: Velten überrascht einen manchmal an Ecken, wo man’s nich erwartet. Ick stapf heute über die Poststraße, eigentlich nur kurz um ein Paket abzugeben (jaa, wieder mal… wir bestellen ja nie, is klar), und auf einmal steh ick vor’m DHL-Schaufenster und glotz wie’n Storch im Salat.

Da prangt nämlich keene Preislist’, keene Werbeaktion, sondern’n richtig schönes Gedicht. Mit Kreide ruffjeschrieben, schick in Schnörkelschrift:

„Veltener Storch
Glücksbringer im Federkleid
im Herbst in Wolkenwand
verschwand“

Darunter: Anita Stickrath. Ick denk so: Mensch, dat is doch keen Zufall. Und tatsächlich: Is’n Elfchen! Eins von den elf Gedichten, die jetzt überall in der Innenstadt auftauchen. Man kommt sich fast vor wie bei so ’ner literarischen Schnitzeljagd. Elf Fenster, elf Zeilen-Miniatur-Kunstwerke, und 135 Veltenerinnen und Veltener, die ihre Kreativität rausjelassen haben. Von Drittklässlern bis Senioren jenseits der 90. Sowat macht mich ja weich um’s Herz.

Und wenn ick da so steh, fällt mir uff: Dit passt irgendwie perfekt zur Post. Da steht dieser lebensgroße DHL-Bote aus Pappe daneben, grinst mir zu, hält seine gelben Kästen unterm Arm – und draußen spiegelt sich’n grauer Novemberhimmel mit kahlen Bäumen. Der Storch is also verschwunden? Joa, fühlt sich an wie Herbst. So’n richtiger Veltener. Windig, bisschen düster, aber mit Humor. Eben typisch.

Kleine Poesie zwischen Paketen
Ick sach’s mal so: Zwischen Markenrolle, Warte-Schlange und „Haben Se vielleicht ’n Ausweis?“ hätt ick ja nicht erwartet, dass mir ein Gedicht den Tag versüßt. Aber dit is Velten – hier kommt der Charme manchmal aus’m Nichts. Ein Schaufenster weiter hängt vielleicht ’n Engel aus Keramik, dann ein paar Töpferwaren, dann plötzlich so’n Elfchen, das wie’n Piepser sagt: „Halt mal an. Lies dit mal in Ruhe.“

Hab ick natürlich gemacht.

Dat is Kunst zum Anfassen. Oder Anschauen. Oder Vorbeischlendern.
Und wer weiß: Vielleicht bleib’n ja noch mehr Leute stehen. Jüngere, Ältere, alle dazwischen. Vielleicht zeigt jemand seinem Enkel: „Guck mal, dit is’n Elfchen!“ Vielleicht erkennt einer sein eigenes Gedicht in Schönschrift wieder. Und vielleicht, nur vielleicht, fängt damit jemand wieder an zu schreiben. Dit wäre doch wat.

Preisverleihung jibbet ooch – bei „Velten leuchtet“
Die Gewinner – elf Stück – werden zur Lichterveranstaltung ausgezeichnet. Frühstück für zwei beim Plentz für die drei Bestplatzierten, und Ostow-Gutscheine für die anderen acht. Ick sach mal: Kann man schlechter belohnt werden fürs Dichten. Und Velten leuchtet dann gleich doppelt: mit Lampen und mit Gedichten.

Ne gute Gelegenheit für’n Spaziergang
Also, wenn ick euch wat raten darf: Macht mal ’ne kleine Runde durch die Stadt. Von Poststraße über Viktoriastraße bis rüber Richtung Marktplatz. Die Gedichte hängen verteilt wie kleine Denkzettel – aber im positiven Sinne. Kein meckern, kein „mach dies, lass jenes“, sondern einfach: Kunst. Und ein bisschen Herzblut der Leute, die hier wohnen.

Vielleicht sieht man sich ja. Ick halt dann sicher wieder vor irgendeinem Schaufenster inne und murmel: „Na sowat…“

Bis dahin: Bleibt neugierig. Und passt uff, vielleicht fliegt der Storch ja im Frühling wieder vorbei.

Euer
Ofi