„Alles muss man erstmal üben“ – zu Besuch bei den Goldenen Schmetterlingen

Es ist ein Mittwoch 15 Uhr im Bürgerhaus Velten Süd. Draußen hört man noch die Hortkinder auf dem Hof der Schule, drinnen fliegt der orangene Ball. Mit einem leisen klack trifft er auf den Tisch, wird zurückgespielt, landet mal im Netz, mal mit perfektem Spin – und manchmal auf dem Schulhof. Das Fenster stand offen.

So geht es zu bei den Goldenen Schmetterlingen“, der neuen Frauentischtennisgruppe des Seniorenbeirats. Seit Februar treffen sich hier etwa zehn Frauen, die meisten kennen sich schon – vom Trommeln. Einige sogar seit Jahren. Jetzt also Tischtennis. Weil es gut tut. Und weil es Spaß macht.

Vom Trommel-Takt zum Tischtennis-Takt

Der Bewegungsraum ist den Frauen vertraut – die bunten Pezzibälle an der Wand erinnern noch an die anderen Gruppen, an laute Rhythmen und viele gemeinsame Momente. Doch heute ist alles etwas ruhiger, konzentrierter – nicht weniger lebendig, aber anders. Eben ohne Musik.

Zwei Platten stehen bereit, darunter eine neue JOOLA – blitzblau, robust, leicht glänzend unter dem Licht der Deckenlampen, gefördert von der Stadt Velten. Vielen Dank nochmals an der Stelle. Schläger liegen auf einem kleinen Tisch, weich oder hart belegt. Man wählt intuitiv, probiert, wechselt. Die Schmetterlinge nehmen es sportlich – aber nicht streng. Es geht nicht um Punkte. Es geht um Bewegung, Begegnung, Begeisterung.

„Ich habe als Kind gespielt, in der Schule in Hennigsdorf“, erzählt eine, während sie den Schläger prüft. „Da war das ganz normal. Danach nie wieder. Und jetzt? Jetzt ist alles wieder da – fast zumindest.“

Auf die Frage, wo man so herkomme erzählt eine schmunzelnd, sie komme „aus Rom“ – und wiederholt das gern. Natürlich meint sie Rom in Mecklenburg, nicht die ewige Stadt.

Eine Teilnehmerin erzählt vom Weißen Schwan, den sie über 30 Jahre lang betrieben hat – jetzt hat sie ihn an ihren Enkel übergeben. Früher, im Winter, wurde dort im Saal Tischtennis gespielt. Heute trifft man sie hier – mit Schläger in der Hand und Freude im Gesicht.

Kaffee, Kleingärten, Komplimente

Bevor es richtig losgeht, gibt es wie immer Kaffee. Die Gespräche kreisen – um den Garten („Die Zucchini kommen diesmal spät“), um den Seniorenfest-Flyer, der gerade herumgereicht wird („Sieht schön aus – kam nur wieder viel zu spät“ wie passend zur Gartenfrucht) – und um eine Tasche. „Hübsch, oder?“ sagt eine und hält sie in die Runde. „Da krieg ich sogar die Schuhe mit rein.“ Es ist ein Lächeln, das mitwandert.

Konzentration trifft Gelächter

Dann geht es los. Zwei gegen zwei, vier Frauen an der Platte. Der Aufschlag muss diagonal – klappt nicht immer. „Alles muss man erstmal üben“, sagt eine mit einem Schulterzucken. Eine andere lacht laut, nachdem der Ball sie am Bauch getroffen hat: „Hast du das gesehen?“ Der Ball? Egal. Der Moment zählt.

Die Bälle fliegen, die Schläger zirkeln, die Bewegungen sind konzentriert, doch nie verkrampft. „Tischtennis ist ein ganz anderer Sport“, sagt eine Frau mit ernstem Blick. „Man muss sich fokussieren, das ist nicht wie Trommeln. Aber das macht’s so spannend.“ Dann lächelt sie und schlägt den Ball fast perfekt zurück.

Und wenn er doch mal wieder aus dem Fenster segelt – dann ist das eben so. Die Gruppe lacht. Denn hier wird gelacht. Viel. Man entschuldigt sich, man lobt sich. Niemand spielt gegen jemanden. Man spielt miteinander.

Abschied auf Zeit

In der letrzten Juniwoche wird nicht gespielt. „Schade“, sagt eine, „ich bin gerade so drin.“ Aber Vorfreude liegt in der Luft. Man ist sich sicher: Die Goldenen Schmetterlinge kommen schon am 2. Juli zurück.

Nicht weil sie müssen – sondern weil sie wollen.

Weil Bewegung guttut.
Weil Gemeinschaft trägt.
Und weil ein Schmetterling nicht nur schön aussieht,
sondern auch fliegen will.

Gut Spiel.

Fotos vom Beitragsbild oben von Kerstin, alle anderen Fotos: Alex, Redaktion

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