Ofi sagt: Also ehrlich… dit is doch keen Sommer mehr! (Ein Spaziergang am 17. Juli)

Na, liebe Leutchen – ick sach mal so: Wenn dit hier der Hochsommer sein soll, denn bin ick der Kaiser von China. 18 Grad, Nieselregen, Luft wie feuchte Watte – und ick? Ick taps durch Velten wie durch’n verirrten Herbsttag. Wieder mal. Dabei is doch Juli!

Losjeh’n tut allet bei mir uff der Rosa-Luxemburg-Straße. Riesige Pfützen glitzern wie kleine Seen – und die Schranke is diesmal oben, wa! Keen Stau, keen Hupkonzert. Ein seltener Moment inner Ofenstadt. Rechts plätschert eine Dachrinne so fröhlich auf’n Gehweg, als wär’s ein Springbrunnen aus’m Baumarkt, und die andere is gleich am Überlaufen. Tropf, tropf, tropf – dit zieht sich durch den ganzen Kiez.

Vor dem Penny glänzt der Asphalt so schön nass, dass man sich drin spiegeln kann. Und was liegt da im Dreck? Een leerer Becher „Hexeneis“. Schoko, Vanille, pinker Löffel – immerhin: ein letzter Beweis, dass mal Sommer war. Irjendjemand hat also noch Hoffnung, oder Hunger. Unsere Radlergruppe trifft sich heute nicht, ist ja auch Donnerstag und nicht Montag.

Ein paar Meter weiter hängt’n Plakat: Sommerfest vom Tierschutzverein am 19. Juli. Von 12 bis 16 Uhr. Mit Bauchtanz. Ick frag mich: Soll ick mir’n Schirm mitnehmen oder gleich Schwimmflügel? Naja, vielleicht wird das Wetter am Samstag schöner, ich gönne es ihnen.

Im Thomas Philipps stapeln sich Planschbecken und Wasserspiele wie in Wartehaltung. Reduziert, klar – aber keen Mensch will heut rein. Kein Kind, kein Enkel, keen Nachbar. Nur Stille.

Um die Ecke Poststraße: Die Senioren trudeln aus’m Bingo mit Gitti und Walter. Bekanntlich jetzt offen für alle (FFA, wie die Gamer sagen). Regenschirme klappen auf, Jacken zu. Ick komm mit keenem ins Gespräch, alle eilen. Wer wohl gewonnen hat? Helga? Vielleicht. Ick gönn’s ihr. Ick bleib draußen. Einer muss sich ja dem Wetter widmen.

Auf’m Markt dann dat Übliche: die Brunnen sprudeln, der Platz glänzt, det neue Bild am Parkdeck is fertig. Besonders schön: der Hund da, gemalt, sitzt so realistisch neben der gemalten Katze, dass ick kurz denk, der will gleich loskläffen. Kunst, wa!

Und wat is Sommer ohne Eis? Vor’m Eiscafé trotzt een Senior tapfer dem Wetter und löffelt sein Becherchen draußen. Eiskalt von außen, warm ums Herz. Drinnen sitzen Omas mit Enkeln, warm, trocken, mit Waffeln. Irjendwie rührt einen dit ja.

Und dann seh ick einen VBB-Fahrschein uff’m Boden. Von Velten nach Oranienburg, vor einer Woche. „Wir wünschen Ihnen eine gute Fahrt“, steht da. Ja, dit wünschen se einem. Und dann regnet’s. Offenbar ist derjenige auch nicht gefahren, weil´s hier in Velten so schön ist.

Übrigens: gleich nebenan wieder so eene von die gelben Tafeln. Töppertour durch Velten. Diesmal über die Viktoriastraße, also quasi direkt über uns hier im Blog. Zufall? Schicksal? Bloggerhumor?

Im Kommunikationszentrum leuchtet’s warm, drinnen zeigt sich een Rentner über die Jugendlichen vor der Tür „irritiert“. Die lägen da rum und essen Chips Orientstyle. Ick denk mir: Die ham halt ooch keenen Ort, wenn’s pladdert. Und der Sommer? Der is woanders.

So, ick geh jetzt weiter. Vielleicht gibt’s ja doch noch ’n Sonnenstrahl – oder wenigstens ’ne heiße Schrippe beim Bäcker. Und wenn nich: Velten kann ooch im Grau schön sein. Man muss nur genau hinsehen.

Euer
Ofi

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert